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Journalistische Eitelkeiten

Andreas Szabó 6

Zuletzt aktualisiert am 2. Februar 2007

Journalisten zitieren offenbar nur unter Höllenqualen andere Kollegen. Vor allem die Konkurrenz wird ungern genannt, wenn die mal wieder einen Schritt schneller war oder mit offeneren Augen durch die Welt gegangen ist.
Da wird dann gerne die Killer-Phrase “wie Medien berichten” ausgepackt oder “sagte in einem (Fernseh/Radio/Zeitungs)-Interview”, wenn man auch selbst die Story bringen will, ohne “den Feind” zu nennen.

Ähnliches gab es diese Tage auch in der Mittweidosphäre: Blogmedien.de hat eine gute Story zu einem unschönen Kerner-Beitrag gebracht. Der Branchendienst DWDL.de zieht nach, dreht die Geschichte weiter und befragt die Beteiligen, orientiert sich aber im Großen und Ganzen am Artikel von Blogmedien (siehe Kommentare).

Und erwähnt mit keinem Wort die Quelle, einzig der Halbsatz – “wie Blogger vermuteten” – lässt durchscheinen, dass man sich die Arbeit wohl doch nicht ganz alleine gemacht hat. Ein Zitat oder ein Link ist in so einem Fall meines Erachtens nicht nur eine nette Geste, sondern gehört zur journalistischen Sorgfaltspflicht.

Das positive: MWBlog fragt – investigativ wie immer ;) – beim DWDL-Autor nach, und 20 Minuten später landet eine freundliche Antwort beim mir im Postfach und ein ordentliches Zitat auf DWDL.

Update 01.02.: DWDL-Chefredakteur Thomas Lückerath erläutert Hintergründe in den Kommentaren.

  1. wow, ihr 05er habts echt drauf.
    gleich auf meinen “journalistische-vorgehensweisen-zettel” schreiben ;-)

  2. 03 ? Na dann nehme ich mal mein Kompliment zurück. Ist ja dann eher eine Selberverständlichkeit so vorzugehen ;-)

  3. Also ich möchte mal kurz zu den Spekulationen und Behauptungen hier etwas sagen: Es gehört zum guten Ton und der sorgfältigen Arbeit, Quellen zu zitieren und das wird beim Medienmagazin DWDL.de auch stets getan. Vielleicht existieren solche Eitelkeiten bei etwas älteren Printkollegen die da eine andere Arbeitsauffassung haben, aber nicht bei mir bzw. uns im Team. Das nur schon einmal vorweg.

    Das Medienmagazin DWDL.de hat sich bei diesem Thema drei Tage lang die Mühen gemacht, die Beteiligten zu erreichen, sie mit den Tatsachen zu konfrontieren und Stellungnahmen einzuholen. Bei dem recht brisanten Thema zieht sich das hin und braucht seine Zeit. Man spricht auch mit dem ein oder anderen Experten über eine Einschätzung der Situation. All dies ist bei Blogmedien nicht passiert – dies nur zur Info, wieviel Aufwand und Arbeit DWDL.de selbst in diese Story gesteckt hat.

    Jetzt weiß auch jeder, dass solche Artikel bei brisanten Themen und mit aktuellen Statements immer wieder umformuliert, umgebaut oder geändert werden, bevor sie am Ende online gehen. Dabei kommt es vor, dass Fehler passieren. So war eine Aussage nicht aktualisiert und ein weiterer Satz über Blogmedien nicht drin als wir online gegangen sind. Dank Eurem Hinweis hat der Kollege ihn ja wieder eingebaut.

    Zu keiner Zeit aber haben wir an dem Artikel irgendeine journalistische Sorgfaltspflicht mißachtet, noch orientiert sich der Artikel – abgesehen vom Thema – in irgendeiner Art und Weise am Bericht von Blogmedien. Er geht weit darüber hinaus. Das sei der Fairness-halber auch erwähnt.

    Aber ich freu mich ja, dass DWDL.de so aufmerksam gelesen wird. Und wann immer etwas auffällt, gerne wieder nachforschen, nachhaken und melden. Wer in der Öffentlichkeit kegelt muss damit rechnen dass andere die Punkte zählen.

    In diesem Sinne: Lieben Dank für den Hinweis und auf weiterhin kritische Begleitung,

    Thomas Lückerath
    Chefredakteur
    Medienmagazin DWDL.de

  4. Jetzt möchten wir von einfachZwei.de dem Medienmagazin DWDL.de mal unsere Anerkennung aussprechen.

    Es ist nicht selbstverständlich auf Anfragen (bzw. “Vorwürfe”) von ambitionierten Studenten zu antworten. Zumindest nicht, wenn diese letztendlich im Unrecht sind. Sich dann zusätzlich in der Komentarfunktion eines Studentenblogs ausführlich zum Thema zu äußern, verdient großen Respekt.

    Danke Herr Lückerath.

  5. Respekt, auch von meiner Seite. Ich finde sich so mit einer kritischen Anfrage gründlich auseinanderzusetzen, verdient Lob.

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