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Über 25 Übergriffe auf Journalisten in Sachsen

Andreas Szabó 8

Im Jahr 2015 sind in Sachsen in über 25 Fällen Journalisten, Redakteure, Techniker, Fotografen, Kameraleute oder Twitter-Reporter bei Demonstrationen gegen Asylheime, bei Pegida-Demos und im Rahmen ihrer Arbeit zum Thema Asyl, Ziel von Übergriffen geworden. Ob in Dresden, Leipzig, Freital, Heidenau oder Sebnitz: es gab Beleidigungen, Rangeleien, Equipment wurde zerstört, Reporter bei ihrer Arbeit behindert oder tätlich angegriffen. In mehreren Fällen wurden Kollegen verletzt.

Für den aktuellen Funkturm (am 03.12.2015 erschienen), das Medienmagazin von Flurfunk Dresden, habe ich Angriffe und Übergriffe auf Journalisten 2015 in Sachsen dokumentiert. In einer persönlichen Bestandsaufnahme wird dort zudem der Umgang der sächsischen Medienmacher mit “Lügenpresse”-Vorwürfen thematisiert.

Übergriffe auf Journalisten 2015 in Sachsen

12. Januar Leipzig: Fahrzeug MDR-Technikers wird bei Legida-Demo beschädigt.

21. Januar Leipzig: Bei der Legida-Demo greifen dutzende Demonstranten Journalisten an, ein Fotograf wird zu Boden getreten, seine Ausrüstung zerstört. MDR-Reporter bricht Berichterstattung mit EB-Team wegen erheblicher Gefährdung des Teams ab.

6. März Freital: Bei Anti-Asyl-Demonstration fliegen Leuchtraketen, explodieren Böller. Ein Pressefotograf wird angerempelt.

12. März Leipzig: Drohungen gegen Journalisten, im Internet kursiert ein gefälschter Fahndungsaufruf gegen einen Journalisten der LIZ.

1. Mai Freital: Während der Demonstration „Nein zum Heim“ wird ein Fotograf bedroht, verfolgt und attackiert.

8. Mai Freital: Fotograf wird bei einer Demonstration gegen Flüchtlingsunterkunft geschlagen.

8. Juni Wurzen: Ein Fotograf wird bei einer GIDA-Demo bedroht und später geschlagen.

15. Juni Dresden: Ein DNN-Reporter wird bei Pegida-Demo geschlagen und an den Rand der Augustusbrücke gedrängt.

24. Juli Dresden: Vor Bezug der Zeltstadt randalieren Rechtsextreme, werfen Warnbaken, Böller, bedrängen ein ZDF-Kamerateam.

31. Juli Freital: Ein Fotograf wird bei einer Demonstration geschlagen. Ein MDR-Kamerateam wird bedroht.

21. August Heidenau: Rechtsextreme attackieren bei massiven Ausschreitungen Polizisten und Journalisten mit Steinen, Flaschen und Böllern. Auto von MDR-Reporterin wird beschädigt.

22. August Heidenau: Wieder randalieren Rechtsextreme in Heidenau, Journalisten brechen Berichterstattung ab.

8. September Dresden: dpa-Fotograf wird bei Aufbau von Großzelt beschimpft und angegriffen. Kamera geht zu Bruch.

10. September Freital: Demo-Beobachter und deren Fahrzeuge werden abfotografiert und später angegriffen. Die Bilder werden am nächsten Tag auf Facebookseiten veröffentlicht.

25. September Niederau: Reporter werden bedroht, ein Autospiegel abgeschlagen.

28. September Dresden: Ein Reporter der DNN erhält bei der Pegida-Demo einen Faustschlag, ein Reporter des MDR wird getreten. Es wird Anzeige erstattet.

4. Oktober Sebnitz: MDR-Reporterin wird mit von Demonstranten mit Lügenpresse-Aufklebern beklebt.

9. Oktober Dresden: Bei Ausschreitungen vor geplanter Flüchtlingsunterkunft in Prohlis wird ein SZ-Reporter von einem Stein getroffen, er bleibt unverletzt.

12. Oktober Leipzig: Bei einer Legida-Demo wird ein Fotograf zu Boden gestoßen.

15. Oktober Dresden: Bei einer AfD-Demo in Klotzsche werden Reporter von Straßengezwitscher beleidigt, die Kamera weggedrückt.

19. Oktober Dresden: Journalist der Deutschen Welle wird bei Pegida-Jahrestag am Theaterplatz von geschlagen. Kameramann von RT Deutsch wird von mehreren Personen geschlagen, am Boden liegend getreten, seine Kamera wird zerstört. Böller fliegen auf Pressevertreter von Straßengezwitscher, junger Reporter wird am Taschenbergpalais geschlagen. Fotograf der Süddeutschen Zeitung wird geschubst und getreten. Einem Fotografen wird am Theaterplatz die Kamera geraubt.

27. Oktober Dresden: 18-jähriger twittert von Demo in Laubegast. Er wird als Berichterstatter wahrgenommen, wird gewürgt und geschlagen.

2. November Chemnitz: Fotograf wird verfolgt und mit Pfefferspray attackiert.

9. November Leipzig: Hauswand von Blogger wird besprüht.

15. November Glauchau: Die Scheiben der Redaktion der Freien Presse werden mit acht Ziegelsteinen eingeworfen, die beiden Redakteure im Büro blieben unverletzt. Einer der Werfer soll eine dunkle Bomberjacke getragen haben.

25. November Dresden: Kameramann wird bei Pegida-Demo geschlagen, kommt leicht verletzt ins Krankenhaus. Der Angreifer und seine Begleiter werden ermittelt.

(Quellen: Polizei Sachsen / RAA Sachsen / dpa / Sächsische Zeitung / DNN / LVZ / MDR / Streetcoverage / Radio Dresden / Deutsche Welle / Tagesspiegel / Freelens / MDR-Rundfunkrat)

Fehlen hier Fälle? Gerne in den Kommentaren ergänzen.

Den neuen Funkturm kann man hier käuflich erwerben.

  1. Jan Jan

    Ja in der Gruppe prügelt es sich eben leichter. Allein schon dieser Akt der Gewalt ist ein Faustschlag ins Gesicht der Demonstranten, die 1989 mit “Wir sind das Volk!” gewaltfrei gegen das DDR-Regime protestiert haben.
    Aber meiner Meinung nach zeigen diese Angriffe auf Journalisten und Reporter auch, dass viele der Teilnehmer nicht wollen, dass ihr Gesicht veröffentlicht wird. Es pöbelt und schimpft sich eben besser aus der Anonymität.

  2. […] verbal attackiert und mussten in der Folge von der Polizei geschützt werden. Vergleichsweise gut dokumentiert sind zahlreiche Übergriffe auf Vertreterinnen und Vertreter der Presse; in aller Regelmäßigkeit […]

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