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“Andere machen Werbung für sich … ich mach Instagram”: Sächsischer Content Creator knackt Millionengrenze

Andreas Szabó 0

Zuletzt aktualisiert am 4. Februar 2024

Er ist kein Promi, kein Influencer und betreibt dennoch einen der größten Instagram-Accounts aus Sachsen. Heute möchte ich euch in einem kleinen Interview einen der erfolgreichsten sächsischen Creator vorstellen. Wobei, er ist viel mehr als das:

Content Creator und Medientechnik-Experte Ronald Söthje

Ronald Söthje aus dem Raum Leipzig, ein ehemaliger Studiumskollege von mir an der Hochschule Mittweida, hat seinen Instagram-Account auf ganz aktuell 1 Million Follower hochgeschraubt – Ende Januar 2024 hat er diese magische Schallgrenze durchbrochen.

Ronald ist diplomierter Medientechniker (FH), kennt sich gefühlt mit allen professionellen Kamerasystemen aus, die für den Broadcast-Markt verfügbar sind, arbeitet für große TV Sender und veröffentlicht in Social Media unglaubliche Naturbilder.

Was er da macht, wie er das macht und welche Tipps er hat: das verrät Ronald im Interview

Frage: Selbstbeschreibung deines Jobs, wovon lebst du/was machst du hauptsächlich? Trainings, Produktionen, Verleih, Content(Verkauf), alles so ein bisschen?!

“Ever changing würde ich sagen. Medientechnik. Aber ernsthaft:

Etwa 40% meiner Arbeit fallen auf technische Planung und Schulungen. Hierbei geht es darum, Lösungen zu entwickeln und Wissen zu vermitteln, um den sich verändernden Anforderungen gerecht zu werden.

Dazu gehören sowohl Professionals- als auch Consumer-Schulungen.

Ein weiterer großer Teil meiner Tätigkeit ist die klassische Videoproduktion, die ebenfalls etwa 40% meiner Zeit ausmacht. Ich arbeite für öffentliche Einrichtungen, Behörden und Rundfunkanstalten und spezialisiere mich auf hochwertige Bildwelten, einschließlich Drohnenaufnahmen und Zeitrafferaufnahmen von Landschaften.

Zusätzlich beschäftige ich mich mit “Content Creation”, was etwa 20% meiner Arbeit ausmacht. Dabei geht es darum, ansprechende Inhalte zu erstellen, die das Publikum erreichen und Emotionen wecken.”

“Andere machen Werbung … ich mache Instagram”

Mit 1 Million Followern hast du einen der größten IG-Accounts in Sachsen. Wie viel Zeit fließt rein? Wofür/für wen machst du den Kanal hauptsächlich?

“Zeit kann ich nicht direkt beziffern, aber schon einiges – viel Content entsteht dabei aber aus dem daily doing. Andere machen Werbung für sich … ich mach Instagram. Damit ist auch das Ziel ziemlich klar. Ich will in erster Linie Bilder (Fotos/Videos) machen und mich und meine Möglichkeiten bekannter machen und weniger jemanden Sachen von Dritten verkaufen.”

Wie findest du die Motive für deine Aufnahmen? Suchst du bei Instagram nach beliebten Motiven und suchst dazu neue Zugänge? Und gibt es noch bestimmte Orte und Regionen, wo du unbedingt Content produzieren willst?

“Also zunächst ist für mich relevant, was mich auch thematisch anspricht – dazu gehört der kalte, raue, gerne auch winterliche Norden. Wenn ich da die Kombination aus Bergen, Meer und Schnee habe, braucht es kaum mehr um gute Motive zu finden. Inspirationen dafür kommen aus ganz unterschiedlichen Richtungen. Diese beeinflussen natürliche die Vorbereitung. Dazu gehört viel Arbeit in Google Maps und Google Earth, aber auch das, was andere veröffentlichen – das kann auf anderen Social Media Kanälen sein, Reisevideos, aber auch Instagram oder ganz einfach auch nur regionale Tourismusverbände. 

Der Teil ist für mich umso wichtiger, je weniger ich mich in einer Region auskenne, je weniger Vorstellung ich von dem habe, was mich erwartet und je weiter wir aus dem Norden herauskommen. Ich finde es tatsächlich schwieriger in warmen Umgebunden kreativ zu sein, als gut eingepackt bei -30 Grad. 

Ob es noch Orte gibt? Jede Menge würde ich sagen. Dabei sind aber sowohl die, bei denen ich schon zig mal war und einige, die ich noch nie gesehen habe. Das fängt an bei Island im Frühsommer und geht über Kanada im Winter bis hin zu Zielen in Südamerika, Afrika, Asien und endet dort, wo ich mir gerade gar nicht vorzustellen kann mal hinzukommen.”

Der Instagram-Account von Ronald begeistert inzwischen über eine Million Menschen weltweit.

Welche Idee verfolgst du bei der Content Creation? Wie wählst du Drehorte, Technik, Standpunkt, die Uhrzeit aus? Gibt es vorab eine lange Recherche? Erfahrung? Trail & Error? 

“Ohne Vorbereitung geht es auch, dann ist es halt mehr entdecken und die Ergebnisse werden zufälliger – was nicht heißt, dass sie weniger schön werden. Das kann man gut machen, wenn man eine Weile an einem Ort ist. Es gibt aber auch Projekte, bei denen man durch ein Land reist, mit dem Ziel möglichst guten Content in kurzer Zeit zu produzieren. Dann geht das nicht ohne Vorbereitung. Wenn man z.B. nur 30 Tage Zeit für ein ganzes Land hat um das zu porträtieren und somit 30 Sonnenaufgänge und -untergänge hat, dann möchte man diese auch möglichst gut nutzen – ohne Plan bist du verloren. 

Bei anderen Orten, an denen ich schon war, da brauche ich eher keinen Plan. Da habe ich die Motive im Kopf und weiß, was ich wann und mit welchem Licht und welchem Wetter noch gerne hätte. Erfahrung spielt dabei sicher eine große Rolle. In Ländern wie Island gehört dazu auch gute Wetterkarten und Prognosen zu haben und diese dann mit der Erfahrung zu kombinieren – auch die Bewertung unterschiedlicher Wetterdienste gehört dazu.

Der Zuschauer, wenn ich ihn mal so nennen kann, sieht am Ende ja nie, wieviel Aufwand in einem Bild steckt. Das kann zufällig im ersten Anlauf alles perfekt gewesen sein und für andere Bilder braucht man viele Anläufe über ggf. viele Jahre, bevor Wetter, Wolken, ggf. Sonnenstand, Laub auf den Bäumen etc. stimmig ist, um den einzigartigen Shot zu bekommen, den man gerne wollte.”

Lass uns mal über Instagram und das Geschäft reden: du verkaufst inzwischen auch private Fotografie-Coachings/Reisen via Instagram.

“Die Nachfrage ist da, ist aber halt auch aufwändig zu kanalisieren. Bis dato habe ich eher Trainings für Professionals gemacht und weniger Consumer. Aber das wird mehr und sicher ein größeres Thema in Zukunft sein.”

Und du verkaufst dein Footage, läuft das über die großen Portale?

“Footage ist nur direkt für mich ein Thema – der Aufwand der Portale lohnt sich aktuell für mich nicht.”

Geld verdienen mit Instagram?

Hast du noch andere Wege wie Sponsorings/Werbung, Monetarisierungsfunktionen der Netzwerke, um mit dem Kanal Geld zu verdienen?

“Ganz wenig Collaborations, meist nur für Content Creation, wo ich selbst noch die Kontrolle über den Job habe.

Sponsorings würde ich und mache ich nur, wenn ich hinter der Marke stehe (und zwar schon bevor die Frage im Raum steht). Monetarisierungsfunktion der Netzwerke nutze ich, aber Aufwand/Output ist halt ein schwieriges Verhältnis wenn man das nicht fokussiert betreibt.

Die beste Option neben Beteiligung an Werbung wären sicher Abos. Aber um dem Nutzer einen echten Mehrwert zu bieten, würde das viel Zeit kosten.”

Die Sache mit den Eisbären…

Was war die verrückteste Geschichte, die dir durch dein Content Creator-Leben passiert ist?

“Man kennt ja die lustigen Videos – wie konnte ich nur in dieser Situation landen … Es ist schon kurios, wenn man bedenkt, wie ich mich plötzlich in Grönland wiederfand, etwa 50 km Luftlinie von der nächsten Siedlung entfernt, allein an einer majestätischen Gletscherfront sitzend und darauf wartend, dass sich der Gletscher bewegt.

Gerade mal 2,5 Monate zuvor hatte ich noch in Island sitzend darüber gescherzt, wie interessant Grönland wohl sein könnte, aber ich hatte nie erwartet, dass ich tatsächlich dort so schnell (alleine) landen würde. Es geschah in diesem Fall wegen eines Kontakts via Instagram. Lustigerweise hatte ich mich dann vorher intensiv über die Gefahren durch Eisbären in der Region informiert und fühlte mich eigentlich beruhigt aufgrund der Aussage verschiedener Experten aus der Region  – bis der Pilot des Helikopters, der mich dort draußen absetzte, beim Verlassen des Helikopters in der Wildnis plötzlich fragte, ob ich ein Gewehr dabei hätte. Als ich ihn daraufhin fragte, ob ich es brauche, antwortete er nur mit einem knappen “Unlikely”.

In den über 30 Stunden, die vergingen, bis der Helikopter (natürlich mit erheblicher Verspätung) zurückkam, hatte ich keinen Schlaf gefunden. Es war eine Erfahrung, die mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.”

Mit wem arbeitest du zusammen, kann man dich mieten?

“Jeder, der eine technische oder gestalterische Lösung im Bereich Video sucht, ist bei mir richtig. Am meisten freut es mich jedoch, mit denen in Kontakt zu kommen, die auf der Suche nach einer spannenden Bildwelt irgendwo auf unserem kleinen blauen Planeten sind.”

Dein wichtigster Tipp, wenn jemand ernsthaft IG bespielen will, was hast du die vergangenen Jahre über das Netzwerk gelernt?

“Es heißt Social und Media. Nur Media hilft nicht und nur Social auch nicht. “

“Kontinuität zählt und stehe hinter deinen Inhalten. Nicht so sehr von anderen und Zahlen irritieren lassen – sicher ne Challenge weil der Vergleich immer präsent ist und es ja eben Social und nicht nur Media ist. Es ist nicht zu spät anzufangen. Man muss einfach loslegen. Die Lücke finden in der man sich wohl fühlt und ausbauen.

Und dann ist es wie im Leben, wo man ein Museum mehrmals besucht, um die Kunstwerke zu genießen, die selbe Playlist anhört, um zu entspannen, oder immer wieder an Orte zurückkehrt, die einem gefallen haben – man kann auch Content mehrfach genießen. Warum also nicht wieder auf bewährte Inhalte zurückgreifen?”

Lieber Ronald, vielen Dank für deine Auskünfte. In Kontakt könnt ihr mit Ronald direkt via Instagram oder über seine Website treten.

(Titelbild und Fotos im Text: privat / © Ronald Söthje)

Solche Geschichten findest du immer zuerst in meinem neuen Whats App-Kanal, gerne abonnieren.

Wenn du dich für die profesionelle Bespielung von Instagram interessiert, kontaktiere mich gerne für einen Social Media Workshop in Dresden.

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