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„Reels sind geil, aber waren sie schon mal auf TikTok?“ – AllSocial 2022 Recap

Andreas Szabó 0

Wer sich im deutschsprachigen Raum dem Thema Social Media verschrieben hat kommt an der AllSocial (ehemals AllFacebook)-Konferenz #ASMC nicht vorbei. Zweimal jährlich – im Frühjahr in München, im Herbst in Berlin – gibt es das große Klassentreffen von allen, die irgendwas mit Social Media machen.

Zur Konferenz im Oktober 2022 in Berlin bin ich erstmals auch mit auf dem Podium gewesen, um beim Abschlusspanel einige Gedanken zum Thema ‘State of the art Community Management’ beizusteuern. Meine wichtigsten Eindrücke vom Konferenztag und eine Zusammenfassung des Panels gibt es in diesem Beitrag.

AllSocial-Abschluss-Panel „State of the Art Community Management

AllSocial-Macherin Nicola Kiermeier (u.a. früher Sport1) hat die Konferenz mit einer sehr persönlichen Keynote und der Frage nach dem “Warum?” eröffnet, ihre persönliche Sinnkrise geschildert und mit dem sehr relevanten Thema zum Dauerkrisenmodus für Community Manager (seit 2015 Flucht, Pandemie, Krieg) beendet:

Vivian Pein, Tom Klein und Andreas Szabó beim Abschlusspanel der AllSocial 2022 (Foto: © AllSocial)

Mit Vivian Pein und Tom Klein saß ich mit zwei sehr reflektierten und spannenden Gästen auf der Bühne beim Abschluss-Panel. Vivian hat das Standardwerk für Social Media Management (“Social Media Manager“) verfasst, Tom verantwortet beim Hessischer Rundfunk das Community Management (120 Leute dort dafür (mit)verantwortlich – wow!).

Community Management ernst nehmen und Grenzen ziehen

Meine Thesen: Community Management in Social Media ernst nehmen. Fachleute ransetzen. Klare Linien und Grenzen ziehen. Und rigoros den Hass abblocken. Aber auch die Kraft der Community nutzen, Themen aufgreifen, echten Dialog führen. Ob das die letzte Flut war oder viele andere Themen: die Community teilt so viel wertvollen Input, den müssen wir als Medienmacher aufgreifen und in neue Themen transformieren.

“Mich ärgert es, dass bei Hass im Netz keine ausreichenden Ressourcen da sind und entsprechende Kommentare bei großen Medienhäusern über Tage öffentlich bleiben.” – Andreas Szabó bei der AllSocial 2022

“Wir haben die Möglichkeiten von Filtern und Keywortlisten um ein wenig Druck vom Kessel zu nehmen. Den menschlichen Kontext versteht die AI aber noch nicht. Inhalte müssen also gescreent und moderiert werden.” – Andreas Szabó bei der AllSocial 2022

Vivian Pein: “Wir kommen aus dem Krisenmodus nicht mehr heraus”

“Community Management ist Beziehungsarbeit,” erläuterte Tom. Es brauche Konzepte/Strategie und klare Zielvorstellungen. Auch Community Management könne man Messbar machen und Ziele definieren. Diesen Ansatz fand ich sehr spannend. Außerdem sagte Tom Klein: “Alle wollen gern senden, aber niemand will sich dann mit der Anschlusskommunikation beschäftigen.”

Vivian Pein ergänzt: “Die Welt dreht sich nie wieder so langsam wie heute. Wir kommen aus dem Krisenmodus nicht mehr heraus.”

#CommunityManagement wird nicht einfacher. Wir müssen die Community Manager besser schützen und ausbilden”, so hat es Vivian auf den Punkt gebracht.

Vivian ist Vorsitzende des Bundesverbandes für Community Management.

In einem ausführlichen LinkedIn-Beitrag fasst sie das Panel zusammen. Einige Stichpunkte ihrer Zusammenfassung:

Gute Dialoge zu führen ist eine Kunst

– Aufwand und Anspruch des Berufes hat in den letzten beiden Jahren noch einmal deutlich zugenommen.
– Kaum ein Team (wenn es überhaupt eines gibt) hat ausreichend Ressourcen.
– Wirklich gute Dialoge und vor allem Diskussion zu führen ist eine Kunst, die man „nicht mal eben so“ tun kann
– Es kann nicht sein das hetzerische Beiträge stehen bleiben. Hier muss die Verantwortung für die Kommentare erkannt und angenommen werden.
– Jeder, der Inhalte ins Internet stellt ist dafür verantwortlich rechtlich relevante Inhalte zu entfernen – die Verantwortung kann man nicht vollständig auf die Netzwerke abwiegeln
– Gut ausgebildete Community Manager*innen werden händeringend gesucht
– Es gibt noch keine genormte Ausbildung. Der Bundesverband Community Management (BVCM) hat aber für seine Zertifizierung Partnerangebote z.B. mit der VHS Frankfurt und der Leipzig School of Media
– Die Welt wird so schnell nicht wieder langsamer werden. Wir Community Manager*innen haben einen der wichtigsten und verantwortungsvollsten Berufe dieser Zeit. Um diesen vernünftig ausführen zu können, brauchen wir aber Rückhalt durch unsere Arbeitgeber*innen.

…und auch das hat mich auf der AllSocial-Konferenz begeistert

Weitere Konferenz-Themen und Punkte, die ich für mich mitgenommen habe:
– „Reels sind geil, aber waren sie schon mal auf TikTok?“, sagt der wunderbare Peter Mestel, der mich u.a. mit seinen Gedanken zum Instagram-Funnel (von den Reels (Reichweite), in den Feed (Awarness), in die Storys und Direktnachrichten (Community/Conversions) immer wieder schwer begeistert. Ich lerne bei jedem Austausch und jedem Vortrag von Peter Neues.
Daniel Zoll empfiehlt: kein Schwarzweiß-Bild bei LinkedIn als Profilbild verwenden, außer du bist tot. Und: Header-Grafik bei LinkedIn unbedingt nutzen. Außerdem ein super Tipp, übrigens nicht nur für LinkedIn, um Content zu produzieren: Botschaft formulieren, Argumente für diese Botschaft zu Clustern formen, daraus einzelne Content-Bits erstellen. Easy.
– Anwalt Dr. Carsten Ulbricht M.C.L. sieht derzeit ein geringes Risiko, dass Facebook-Fanseiten aufgrund von Datenschutzbedenken abgeschaltet werden müssten.
– Das funk – Content-Netzwerk von ARD und ZDF schaltet für seine über 60 Formate Multi-Channel-Adcampaigns, zum Beispiel bei TikTok und Twitch, wo gute Ergebnisse erzielt werden. Verena Vogt hat da tolle Beispiele vom YouTube-Format “Das schaffst du nie” mitgebracht.

Influencer verdient bis zu 800 Euro pro Auftrags-TikTok-Video

Influencer toosavage steht bei der ASMC Konferenz auf der Bühne

Ein Influencer mit sechsstelliger Followerzahl verdient etwa 500-800 Euro, wenn er für eine größere Brand ein Video produziert, das dann auf dem Brand-Kanal ausgespielt wird.

TechTok-Influencer Tu Ngoc Pham (toosavage.de) hat Einblicke in seine Arbeit für Asus rog gegeben:

er produziert etwa 8-10 TikTok-Videos im Monat für Asus, Zeitaufwand etwa 2-3 Stunden.

Er postet die Videos dabei direkt auf dem Asus-Kanal, die Zugangsdaten werden in die Hände der beauftragten Influencer übergeben.

Klage gegen LinkedIn wegen NetzDG in Arbeit

Am Rande der Konferenz hat Anwalt Carsten Ulbricht außerdem verraten, dass er für einen Mandaten aktuell eine Klage gegen LinkedIn vorbereitet. Es geht dabei um eine Vielzahl von beleidigenden Beiträgen, die vom Netzwerk nicht ausgeblendet worden sein sollen. Bislang vertrete das Netzwerk die Position, nicht unter das sogenannte “NetzDG” zu fallen. Das NetzDG wurde eingeführt, damit man deutlich besser gegen Hass im Netz vorgehen kann, zudem werden die großen Social Media Plattformen damit zu mehr Transparenz verpflichtet.

Auf der AllSocial kann ich immer etwas mitnehmen

Fazit: Die AllSocial-Konferenz hat meine Erwartungen auch dieses Jahr wieder voll erfüllt. Ja, es gab auch mal etwas schleppendere Passagen, manchmal hätte ich mir etwas mehr Drive gewünscht. Ich konnte für mich aber wieder vieles Neues mitnehmen, neue Kontakte knüpfen und erstmals auch selbst auf der großen Bühne einen kleinen Input geben. Das war aufregend und großartig. Danke dabei an Nicola Kiermeier und auch an den #ASMC-Chef-Twitterer und Ex-Dresdner Thomas Richter, der mir einige Video-Aufnahmen angefertigt hat.

3 Personen grinsen bei der ASMC-Konferenz im Atrium bei einem Selfie in die Kamera. Andreas wackelt aber ein bisschen, deswegen leicht unscharf.
von links: Peter Mestel (Bester Social Berater, Fürth), Nicol Kirchner (WildStyle Dresden), Andreas Szabó (yeah thats me)