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Was der Relaunch von Dresden.de gekostet hat und warum das gut angelegtes Geld ist

Andreas Szabó 0

Rund 45.000 € hat die Landeshauptstadt Dresden in den Relaunch ihrer Website investiert (zzgl. interner Kosten). Insbesondere wurde die Seite dabei deutlich barriereärmer gemacht. Gleichzeitig hat die Stadt in ihre Server investiert, um für Spitzenlasten gerüstet zu sein. Wie so ein Relaunch auf den Weg gebracht wird – und was aus Sicht der Nutzenden die wichtigsten Inhalte auf so einer Website sind, dazu hat mit der Leiter der Online-Redaktion, Daniel Heine, schriftlich ausführlich geantwortet.

Wie lange hat der Prozess von Idee bis Umsetzung des Website-Relaunches von dresden.de gedauert?

Daniel Heine: Die Arbeit an www.dresden.de ist eine Daueraufgabe. Wenn man einen offiziellen Startpunkt des aktuellen Refreshs festmachen möchte, dann wäre das der Dezember 2019.

Das liegt jetzt sehr weit in der Vergangenheit und klingt nach “typisch Behörde” – aber zu diesem Zeitpunkt lag der letzte große Relauch fünf Jahre zurück und wir haben einen Dienstleister beauftragt, einen Usability-Test mit “echten” Nutzerinnen und Nutzern durchzuführen. Mit den Ergebnissen sind wir in
einer zweiten Phase dann in die Überarbeitung des Auftritts gestartet. Im Juli 2020 haben wir mit dem Eigenbetrieb IT die Grundzüge des Projektes vereinbart, das aus zwei Teilen bestand: Die Modernisierung der IT-Infrastruktur von dresden.de (Server und Speicher) sowie der Refresh von Gestaltung, Nutzerführung und Barrierefreiheit.

Im November 2021 konnten wir dann eine Ausschreibung starten, um eine Agentur für die Überarbeitung des Designs zu beauftragen. Hier flossen die Erkenntnisse aus den Usability-Tests ein. Ein erster Meilenstein war dann der Abschluss der umfangreichen Arbeiten an Server- und Speichersystemen im Juni 2022.

Von da an nahm die Umsetzung des neuen Designs Fahrt auf, welches zu dem Zeitpunkt bereits vorlag. Während dessen profitierte bereits der bestehende Auftritt von der verbesserten Leistungsfähigkeit der Infrastruktur von dresden.de, so dass z.B. Lastspitzen bei Bombenfunden gemeistert wurden oder auch Wartungsarbeiten ohne Ausfallzeiten durchgeführt werden konnten. Zum 1. Dezember 2023 war
dann auch das Design umgesetzt und wir konnten live gehen. Den endgültigen Abschluss dieses Refresh-Zyklus sehen wir aber im ersten Quartal 2024, denn wir bereinigen derzeit noch Fehler und Probleme, die erst nach dem Livegang repariert werden können.

Welche Idee gab es für den Refresh, was war das Kernziel?

Übergeordnetes Ziel war es, die Zufriedenheit aller zu verbessern, die das städtische Internetangebot nutzen. Konkret bedeutet das: transparente Nutzerführung, ansprechendes Design, optimale Performance. Und zwar auf allen Geräten – vom Smartphone bis 27 Zoll Display. Das Internetangebot einer Stadt ist mittlerweile viel mehr als eine “digitale Visitenkarte” oder ein Fotoalbum. Die verschiedensten Gruppen von Nutzerinnen und Nutzern erwarten, dass sie hier “Dinge erledigen können” (digitale Behördengänge),
verlässliche Informationen finden, sich am Stadtleben beteiligen können.

Konkret haben wir uns im Projekt dann zwei Dinge vorgenommen: Erstens: Performance, Sicherheit und Verfügbarkeit von dresden.de so aufstellen, dass wir zuverlässig die städtischen Informationen und Online-Dienste anbieten können – auch bei Lastspitzen wie Wahlen oder in besonderen Krisensituationen. Zweitens: Design weiterentwickeln, insbesondere um die Vielzahl der Informationen leichter erfassbar und zugänglich zu machen. Im Web wird selektiv gelesen, überflogen und Inhalte gescannt. Es kommt wesentlich darauf an, den großen Umfang der vorhandenen Informationen zu strukturieren und so nutzbar zu machen.

Welche Mittel wurden investiert (Agenturleistung) (+ ggf. Übersetzung von
Texten in Leichte Sprache?)

Für externe Leistungen, also den Usibility-Test, das Design und die Texterstellung in leicht verständlicher Sprache haben wir insgesamt ca. 44.300 Euro investiert. Das gliedert sich folgendermaßen auf:

Die komplette Programmierung / Webentwicklung sowie alle Arbeiten an Servern hat der städtische Eigenbetrieb IT übernommen. Als Redaktionssystem nutzen wir Infosite der Firma Sitepark.

Welche Elemente sind neben dem Button “Einfache Sprache” komplett neu?

Neu sind vor allem viele kleine gestalterische und funktionelle Elemente. Es gibt jetzt z.B. mehr Möglichkeiten besondere Hinweise wie Schließzeiten oder andere temporäre Regelungen in Seiten einzufügen ohne sie so dominant wirken zu lassen, dass sie stören und zu viel Aufmerksamkeit auf sich
ziehen. Auch haben wir nun Elemente, mit denen viel besser als bisher auf die zu den Dienstleistungsbeschreibungen gehörenden Online-Services wie Terminvereinbarung oder Formularassistenten hingewiesen werden kann. Es gibt neue Streifen für Sprungmarken, um umfangreiche Seiten zu gliedern und besser innerhalb einer Seite zu navigieren. Neu ist auch ein Element für
Zitate.

Wir überarbeiten im Zuge des Refreshs auch die User Experience der Anwendungen. Hier laufen auch die Arbeiten noch. Aktuell sind wir dabei, die E-Petition zu erneuern. Dann haben wir z.B. Tabellen besser über alle Endgeräte hinweg nutzbar gemacht und die klappbaren Abschnitte / Akkordeons verbessert. Schließlich ist die Suche auf der Startseite prominenter platziert und der Auftritt großzügiger angelegt, so dass auch auf großen Bildschirmen der Platz besser genutzt werden kann.

Wurden Funktionen/Elemente auf der neuen Seite komplett entfernt?

Getrennt haben wir uns von der Serifenschrift, mit der zuvor die Überschriften formatiert waren. Außerdem haben wir die Tab-Auswahl abgeschafft, mit der man früher auf den Seiten der Ämter zwischen
Aufgabenbeschreibung und Kontakt wechseln konnte. Das war ein wichtiges Feedback aus dem Usability Test, wo viele Nutzerinnen und Nutzer den Button schlicht übersehen haben.

An welchen Stellen sehen Sie noch den größten Bedarf?

Woran wir verstärkt arbeiten müssen, ist die Verständlichkeit und Übersichtlichkeit der Informationen. Hier sehen wir noch viel Potenzial und es profitieren alle, wenn es uns gelingt, mit leicht verständlichen Formulierungen zu arbeiten.

Ein zweites Thema, dem wir uns 2024 widmen wollen, ist die Mehrsprachigkeit des Angebots. Wir setzen hier künftig auf automatisierte Lösungen, die auch schon in vielen anderen Städten zum Einsatz kommt.

Drittens gilt es langfristig das Thema Schnittstellen in den Blick zu nehmen. Zahlreiche Informationen und Funktionen liegen digital vor oder werden digitalisiert.

Schon jetzt besuchen viele Menschen dresden.de gar nicht mehr direkt, um z.B. die Öffnungszeiten des Bürgerbüros zu erfahren – sie geben eine Frage bei Google ein und Google zeigt in den Suchergebnissen die
Öffnungszeiten direkt an. Oder nehmen wir die Entwicklungen auf dem Feld der KI: Wenn ich mir mit einer einfachen Texteingabe ein Bild erstellen lassen kann – warum dann nicht auch einen Termin im Bürgerbüro buchen ohne mich zuvor durch Formularseiten zu klicken? Warum nicht einfach schreiben “Buche mir den nächstmöglichen Termin im Bürgerbüro”. Der digitale Assistent kennt mich, meine Termine im Kalender und die freien im Bürgerbüro. Bei solchen Szenarien reden wir dann gar nicht mehr so stark über das Aussehen einer Website, sondern über die saubere und maschinenlesbare Abbildung von Daten.

Die am häufigsten genutzten Angebote auf dresden.de im Jahr 2023

Stellenangebote der Stadt und städtischer Unternehmen
– Seiten des Tierheims
– Übersicht der Versammlungen in Dresden
– Dienstleistungen der Bürgerbüros
– Angebote der Joynext-Arena
– Top Ten Sehenswürdigkeiten in Dresden (Tourismus)
– Zulassung eines Kraftfahrzeugs
– Wohnung: Wohnsitz anmelden, ummelden, abmelden
– Sehenswürdigkeiten (Tourismus)
– Personalausweis
– Parken in Dresden

Die am häufigsten genutzten Anwendungen auf dresden.de im Jahr 2023

– eParkschein (nach Startseite generell die Seite mit den meisten Aufrufen)
– Abfallbehälter: Standplätze und Abfuhr
– Freie Parkplätze
– Termin reservieren in KfZ-Zulassung
– Verzeichnis der Kitas
– Ferienpass
– Straßenkunst – Platzbuchung
– Museums-Datenbank

Herr Heine, herzlichen Dank für die umfassenden Antworten. (Antworten wurden im Sinne der Lesbarkeit gekürzt.)

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