Sieben Klicks können dein Instagram und Facebook künftig verändern: nach einer Millionenstrafe durch EU-Datenschützer in Irland hat der Mutterkonzern Meta nun tatsächlich seine Nutzungsbedingungen und Datenschutzhinweise für Facebook und Instagram geändert.
Ab sofort können Nutzer in der EU hochgradig personalisierter Werbung bei Meta AKTIV widersprechen:
Das geht über diesen Link, dort alle Buttons passend anklicken und dann im Formular gut begründen, warum man widerspricht.
Der berühmte “Ich widerspreche Facebook…”-Kettenbrief
Das hat übrigens nichts mit diesen Kettenbrief-Facebook-Postings zu tun: “Ich widerspreche der Nutzung meiner Fotos…”. Diese Beiträge geistern ja seit Jahren immer wieder durch den Feed. Die haben keine Rechtskraft/Auswirkung, werden dennoch immer wieder kopiert und geteilt. Und diese Kettenbriefe sind seit Jahren ein Beleg dafür, dass noch sehr viel mehr Medienkompetenz für Menschen jeden Alters aufzubauen ist.
Facebook und Insta informieren per E-Mail und Notification
Ich habe zunächst in der Instagram-App die erste Notification zum neuen Datenschutz bei Instagram erhalten. Anfang Juni kam die Info dann auch per E-Mail. Die neuen Regelungen greifen ab Juni 2023.
Ich hab mich dazu für euch durchgeklickt:
Es sind tatsächlich mindestens 7 (in Worten: sieben!) Klicks, bis ihr beim passenden Formular ankommt, um der personalisierten Nutzung eurer Daten bei Facebook und Instagram zu widersprechen.
Wenn man alle Unterpunkte mitnimmt, sind wir sogar bei über 15 Klicks. Hat bei mir 8 Minuten gedauert, bis ich durch war.
Ihr solltet dort gut begründen, warum ihr der personalisierten Nutzung eurer Daten widersprecht. Ein einfaches “ich möchte das nicht”, wird vermutlich nicht ausreichen.
(Screenshot: Facebook.com)
Meta wird außerdem weiterhin euren Standort, euer Alter und eure Reaktionen auf aktive Werbung nutzen, um Werbung zu personalisieren. Ihr werdet also bspw. weiterhin die Werbung des lokalen Autohauses oder Restaurants in eurem Feed sehen, wenn die Werbetreibenden die Zielgruppe nicht einschränken.
Meta: “berechtigtes Interesse” für Datennutzung
Meta stellt nun seine Daten-Nutzung dahingehend um, dass man ein “berechtigtes Interesse” habe, wo Widerspruch möglich ist (Artikel 21 DSGVO). Vorher gab es eine “vertragliche Notwendigkeit”. Auch die neue Begründung wird von Datenschützern kritisiert. So sieht die Initiative “noyb” beispielsweise nicht, warum gewerbliche Interesse dem privaten Interesse an Datenschutz überwiegen sollten, berichtet das IT-Portal heise.
Was die Änderung für Seitenbetreiber und Werbetreibende bedeutet
Für Facebook-Seitenbetreiber ändert sich meines Erachten nach nichts: es bleibt weiter offen, wie das Musterverfahren zwischen Datenschutz und Bundespresseamt ausgeht im Bezug auf das Anbieten von Facebook-Seiten.
Für Werbetreibende wird zu detailliertes Targeting bei Facebook und Instagram weiter eingeschränkt. Bei Job-Anzeigen gibt es beispielsweise kaum noch kleinteilige Targeting-Möglichkeit.
Umso wichtiger, dass gute Foto-Motive/Grafiken, gute Videos und gute Texte (Captions) den passenden Kontext zu Werbeanzeigen liefern. Der Nutzer muss auf den ersten Blick sehen, ob das Thema in berührt.
Ich würde mich über Rückmeldungen von euch freuen, wer es tatsächlich geschafft hat, sich auszutragen und wie sich euer “Nutzungserlebnis” danach verändert. Gerne per Kommentar oder Nachricht.
Wichtige Links aus diesem Text
- Widerspruch bei Facebook und Instagram einlegen
- Widerspruch über noyb einlegen
- DSGVO als PDF
- Datenschutz-Streit um Abschaltung von Facebook-Seiten
Wenn du und dein Team noch tiefer in die Funktionsweisen von Instagram und Facebook einsteigen wollt: Wenn ihr euch Input dazu wünscht, wie der Feed funktioniert, das Targeting, die Werbung: kontaktiere mich gerne für einen Kurz-Vortrag oder einen Social Media Workshop in Dresden.
