Für öffentliche Stellen des Freistaates Sachsen gibt es unter social.sachsen.de ab sofort eine eigene Mastodon-Instanz. Darüber können Behörden über ihre Arbeit informieren und sich mit Bürgerinnen und Bürgern austauschen. Das teilte die sächsische Datenschutzbeauftragte Juliane Hundert am 26. September 2023 in einer Presseinfo mit.
MastoWAS?! Datenschutzfreundlicher Kurznachrichtendienst
Mastodon ist ein dezentrales Kurznachrichten-Netzwerk – vergleichbar mit Twitter/X. Allerdings kann hier jeder mit dem nötigen Kleingeld einen eigenen Server (Instanz) anlegen, auf dem sich Nutzer:innen dann einen Account anlegen können. Die Regeln bestimmt der Betreiber oder die Community des jeweiligen Servers. Der große Vorteil bei Mastodon gegenüber kommerziellen Diensten wie Twitter/X ist, dass Nutzer:innen hier jederzeit ihre Daten von einem Server zu einem anderen mitnehmen können, damit weitgehend Herr über ihre Daten bleiben.
Sächsische Mastodon-Instanz aktuell nur für Ministerien und ihre Behörden
Es gibt bei der neuen Mastodon-Instanz der sächsischen Datenschutzbeauftragten aktuell ein großes ABER: nur die Ministerien und ihre nachgeordneten Behörden können die Instanz aktuell nutzen, um Accounts anzulegen. Selbst für Kommunen oder kommunale Stellen fehlen aktuell wohl Ressourcen. So schreibt die Datenschützerin:
“Neben Ministerien können in der Pilotphase auch nachgeordnete Behörden des Freistaates Sachsen einen Account auf social.sachsen.de erhalten. Dazu genügt eine E-Mail an socialmedia@sdtb.sachsen.de. Sonstige öffentliche Stellen sind aufgrund der begrenzten Ressourcen der SDTB von dem Angebot vorerst noch ausgenommen. Privatpersonen haben die Möglichkeit, sich einen Account bei einer der zahlreichen weiteren öffentlichen Mastodon-Instanzen anzulegen.”
Warum eigene Mastodon Instanz?
“Der Kurznachrichtendienst gilt inzwischen nicht mehr nur bei IT-Expertinnen und Experten als datensparsame und nicht-kommerzielle Alternative zu Facebook und X, ehemals Twitter”, schreibt Hundert. “Mit der Einrichtung einer eigenen Instanz auf social.sachsen.de möchte ich diese positive Entwicklung unterstützen. Damit komme ich auch dem Wunsch von Verantwortlichen in öffentlichen Stellen nach, die für ihre Öffentlichkeitsarbeit an einem Mastodon-Account interessiert sind, aber den Aufwand für einen eigenen Server scheuen.”
Alternative: Bluesky und demnächst auch Threads
Unter progressiven Twitter-User*innen, die mit dem Gebaren von Elon Musk nicht einverstanden sind, ist derzeit Bluesky sehr beliebt, die aktive Nutzerschaft hat inzwischen die Millionengrenze deutlich überschritten. Zugang erhält man bei Bluesky derzeit nur über einen Einladungscode oder in dem man sich auf der Warteliste (Waitlist) registriert. Das hat den Vorteil, dass es bisher kaum Probleme mit Spam-Bots gibt. Sobald Spammer auftauchen, kann ihr Netzwerk durch das Einladungssystem schnell aufgedeckt und gesperrt werden.
In Wartehaltung sind viele Interessenten auch für Metas neues Netzwerk “Threads”. Für Nutzer in der EU ist der Dienst derzeit nur sehr eingeschränkt nutzbar, eine offizielle Freigabe fehlt noch.
Henne-Ei-Problem bei Mastodon
Für Sächsische.de habe ich auch eine kleine Einschätzung zum Mastodon-Start abgegeben. Ich sehe zwei Probleme: es fehlt an attraktiven Accounts bei Mastodon, so dass viele Nutzer:innen der Plattform eine Chance geben würden. Und: während Datenschützer aktuell versuchen, die Abschaltung von (reichweitenstarken) Facebook-Fanpages gerichtlich zu erzwingen, sollen Behörden stattdessen nun auf Plattformen setzen, die kaum einen Bürger erreichen. Das ist am Ende in der Abwägung Kosten/Zeitaufwand vs. Reichweite eine Verschwendung von Ressourcen.
(Header-Bild: KI generiert, das ein Mamut auf einen fremden Planeten zeigen soll. Hintergrund: Mastodonten ist eine nicht mehr gebräuchliche Formulierung für Mammuts)
Wenn du für dich und dein Team Input zur Nutzung von Netzwerken wie Twitter, Mastodon, Bluesky oder Threads benötigst: Kontaktiere mich gerne für eine Social Media Weiterbildung in Dresden.
